„Verloren im Jahn-Sportpark“ von Michael Dennis

Der Jahn-Sportpark hat bereits viele Veranstaltungen und Fußball-Spiele erlebt doch ist dies für Sportler*Innen und auch Zuschauer*Innen mit einer Seheinschränkung ohne Begleitperson nicht möglich sich auf dem Gelände des Stadions zu orientieren oder auch im Stadion selbst seinen Sitzplatz zu finden. Beginnend mit dem Weg von der Straßenbahn zum Gelände und auf dem Gelände selbst gibt es kein Wege-Leitsystem, an dem man sich als Person mit Seheinschränkung orientieren kann. Hilfreich sind auch oftmals Modelle von Geländen, auf denen man sich haptisch einen Überblick über die örtlichen Gegebenheiten machen kann.

Als aktiver Athlet ist das Sporttreiben im Stadion und Park ohne fremde Hilfe unmöglich. Das Gelände ist sehr uneben und bietet diverseste Stolperfallen. Auch im Stadion selbst gibt es keine Vorkehrungen um alleine sein Training zu gestalten. So ist es in Neubauten von Stadien mit Laufbahn immer mehr und mehr der Fall, dass in der Mitte der Bahnen ein Hohlraum eingebaut wird durch den ein anderer Schall entsteht beim Laufen und man sich so als Blinder orientieren kann, ob man noch seine Bahn hält. Aber auch alleine der Weg ist mir vielen Stolperfallen, unebenen Stufen und engen Gängen nicht freundlich für Menschen mit Seheinschränkung. Ein ebenerdiger Zugang ist nicht problemlos möglich. Umkleideräume und passende sanitäre Einrichtungen stehen für einen Trainingsbetrieb zudem auch nicht wirklich zur Verfügung die den Ansprüchen des 21. Jahrhunderts gerecht werden.

Auch als Zuschauender bei Veranstaltungen ist der Besuch nicht zu 100 % zu genießen. Die Suche nach seinem Sitzplatz ist auch alleine nicht möglich, große Nummern auf dem Boden für die Sitzreihen oder auf den Sitzen selbst würden Menschen mit Seheinschränkung dies wesentlich erleichtern. Auch ist man im Notfall bei einer Evakuierung auf sich allein gestellt und muss aus dem alten Stadion so schnell wie möglich alleine heraus finden – auch dies ist in modernen Stadien kein großes Problem, dies ohne fremde Hilfe zügig zu schaffen, da dort eine einfache und oftmals ebenerdige Wegeführung vorgegeben ist, die sich schnell einprägen lässt.

Um den Besuch des Parks für Menschen mit Seheinschränkung attraktiv zu gestalten, gibt es keine Alternative zu einem Neubau des alten Stadions um den Anforderungen für Menschen mit Behinderung gerecht zu werden und auch bei der Gestaltung des Geländes auf diese Bedürfnisse einzugehen. Da mir persönlich der Naturschutz dabei natürlich nicht egal ist, möchte ich nochmal herausstellen, dass pro gefälltem Baum zwei neue Bäume gepflanzt werden sollen und so auch ein Ausgleich geschaffen wird und auf die Zukunft gesehen sogar mehr Grün geschaffen wird. Die zusätzlichen Pläne zum Bau von Hallen sind in einer wachsenden Metropole wie Berlin unumgänglich um dem Breiten-, Freizeit- und Leistungssport genügend raum zu bieten.

Ein Sportpark für ALLE hat eine bundesweite und europaweite Strahlkraft und kann im Zentrum von Berlin Heimat für viele emotionale Sportveranstaltungen werden. Die Zusammenführung verschiedener Verbände und Vereine am Standort macht auch die Kooperation untereinander leichter und sichert dem Sport-Standort Berlin wichtige Ressourcen im bundesweiten Vergleich. Gerade als sehbehinderter Sportler ist es wichtig, dass Wege kurz und zentralisiert sind um viele Dinge schnell erledigen zu können.

Michael Dennis, Deutscher Goalball-Nationalspieler